Google macht fast 20 Dollar Umsatz im Jahr pro Nutzer – mehr als jeder Konkurrent. Facebook schafft dagegen nur 3 Dollar und Twitter kommt gerade mal auf 90 Cent. Warum das so ist und weitere interessante Fakten zur Profitabilität der wichtigsten Web-Unternehmen, zeigt eine Analyse von Spiegel Online.
Google und Facebook
Warum verdient Google je Nutzer 6 mal so viel wie Facebook? Die Geschäftsmodelle beider Unternehmen basieren darauf, dass sie Werbeflächen im Umfeld eines beliebten kostenfreien Dienstes verkaufen. Doch Googles Anzeigekunden bieten wohl höhere Preise pro Klick oder es liegt am Umfeld: Auf Facebook ist man eher privat unterwegs und klickt deshalb nicht so häufig auf die Banner-Anzeigen. Nach einer Suche bei Google hingegen klickt wohl ein höherer Anteil der Nutzer auf der Ergebnisseite auf die dazu passenden Werbeanzeigen. So setzte Google 2010 allein mit Werbung auf den eigenen Web-Seiten 19 Milliarden Dollar um. Facebook, Twitter, AOL und andere hier untersuchte Unternehmen kamen zusammen nur auf gut ein Fünftel dieser Summe.
Xing und Zynga
Xing und Zynga ähneln sich ebenfalls in ihrem Geschäftsmodell: Ein kleiner Teil der Nutzer zahlt für Zusatzangebote (sogenannte Freemium-Modelle). Bei Xing sind das 8 % der Nutzer, bei Zynga etwa 3%. Doch Xing erwirtschaftet einen doppelt so hohen Umsatz je Nutzer wie der Spielanbieter Zynga, der einfach durch seine 276 Millionen Nutzer so lukrativ ist. Eine Premium-Mitgliedschaft bei Xing kostet 5 Euro im Monat, eine Recruiter-Mitgliedschaft 50 Euro, was wohl deutlich mehr Einnahmen pro User bringt, als der Verkauf von virtuellen Kühen.
Twitter schafft es derzeit noch nicht, seine enorme Aufmerksamkeit in Einnahmen umzusetzen. Zwar nutzen 160 Millionen User weltweit den Dienst, doch Facebook macht etwa dreimal so viel Umsatz je Nutzer. Anzeigekunden bei Twitter können sogenannte Promoted Tweets schalten, die bei den Suchanfragen auf Twitter.com eingeblendet werden oder mit Promoted Accounts für sich werben.
Einen Überblick über die Umsätze, Besucherzahlen, Gewinne und Firmenbewertungen der acht großen Online-Unternehmen liefert diese Tabelle:
An beiden folgenden Grafiken erkennt man sehr gut, wie lukrativ das jeweilige Geschäftsmodell ist. Facebook hat zwar halb so viele Nutzer wie Google (Grafik 1), doch schafft es nur ein Sechstel des Jahresumsatzes von Google (Grafik 2).
Grafik 1: Aktive Nutzer pro Monat
Grafik 2: Jahresumsatz je Nutzer
Die Quellen der Daten gibt es hier:
Quellen Nutzerzahlen:
Google: Aktive Nutzer der Google-Suche pro Woche laut Google-Managerin Marissa Mayer im September 2010
Facebook: Aktive Nutzer (im vergangenen Monat eingeloggt) laut Facebook
Zynga: Monthly Active Users laut dem Statistikdienstleister Appdata, Stand: 14.2.2011
AOL: Unique monthly visitors Anfang 2011 laut AOL, Gesamtwert weltweit, abzüglich der für „Huffington Post“ angegebenen 25 Millionen Besucher
Twitter: Aussage von Mitgründer Biz Stone im April 2010 im US-Sender CBS News
New York Times Digital: Unique monthly visitors auf nytimes.com 2010 laut dem Analystenhaus Trefis
Huffington Post: Unique monthly visitors Anfang 2011 laut AOL
Xing: Registrierte Nutzer 2009 laut Xing-Jahresbericht
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Quellen Jahresumsätze und -gewinne:
Google: Google Jahresbericht 2010
Facebook: geschätzter Umsatz in den ersten neun Monaten 2010 von 1,2 Milliarden US-Dollar laut „Financial Times“, hochgerechnet auf ein Jahr
Zynga: geschätzter Umsatz 2010 laut “ Wall Street Journal“
AOL: Umsatz 2010 laut “ Mediaweek„. Die Anzeigeneinnahmen weisen wir getrennt aus, weil das Internetzugangsgeschäft – Abo-Gebühren aus alten Verträgen – das Bild sonst verzerrt.
Twitter: interne Umsatzprognose für 2010 laut TechCrunch
New York Times Digital: Digitalumsatz 2010 der „News Media Group“ (NYTimes.com) laut Jahresbericht der „New York Times“, der Jahresgewinn hingegen ist nur für das Gesamtunternehmen ausgewiesen, daher sind diese Zahlen nicht in Relation zu setzen – die Gewinnmarge haben wir deshalb nicht berechnet.
Huffington Post: Umsatz 2010 laut Bloomberg
Xing: Umsatz 2009 laut Xing-Jahresbericht, umgerechnet in Dollar nach dem Kurs vom 14. Februar 2011
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Quellen Firmenwert
Google: Börsenwert am 14.2.2011 laut Google Finance
Facebook: Facebook-Mitteilung Januar 2010
Zynga: Schätzungen vom Februar 2011 laut “ Wall Street Journal“
AOL: Börsenwert am 14.2.2011 laut Google Finance
Twitter: Firmenwert in einer Finanzierungsrunde im Dezember 2010 laut “ Informationweek“
New York Times Digital: Börsenwert der New York Times Corporation am 14.2.2011 laut Google Finance. Der Börsenwert der New York Times Gruppe ist nur begrenzt mit dem von Google oder AOL vergleichbar, da der Digitalbereich der New-York-Times-Gruppe im vierten Quartal 2010 nur 26 Prozent des Gesamtumsatzes der Firma erwirtschaftete.
Huffington Post: laut AOL bezahlter Kaufbetrag
Xing: Marktkapitalisierung am 14.2.2011, in US-Dollar umgerechnet zum Tageskurs, Quelle: Börse Frankfurt